Seit dem 23. Mai 2023 tagt die Arbeitsgruppe Südost (AG Südost) – eines der wichtigsten Netzwerke der internationalen Drogenermittler

Quelle: © BLKA
FÜRTH. Deutschland zählt zu den lukrativsten Absatzmärkten für illegale Drogen weltweit. Seit Dienstag treffen sich in Fürth die Chefermittler von Polizei, Zoll und Staatsanwaltschaften aus 22 Staaten, um Informationen auszutauschen und gemeinsame Strategien in der Drogenbekämpfung zu beraten. Die Veranstaltung mit dem Namen Arbeitsgruppe (AG) Südost wird vom Bayerischen Landeskriminalamt zusammen mit der amerikanischen Spezialeinheit zur Drogenbekämpfung, der Drug Enforcement Administration (DEA) geleitet.
Die AG Südost blickt auf eine langjährige Geschichte zurück. Ihre Gründung erfolgte im Jahr 1972 in den Hochzeiten des Kalten Krieges. Damals ermittelten die US-Behörden gegen die berüchtigte „French Connection“. Die Täter schmuggelten Heroin über die Balkanroute nach Frankreich und verschifften die Drogen in die USA. Da die Täter einen Bezug nach München hatten, baten die Amerikaner das Bayerische Landeskriminalamt um Unterstützung. So entstand die Arbeitsgruppe, der die Arbeit auch nach fünf Jahrzehnten nicht ausgegangen ist.
Zwar gelang die Zerschlagung der French Connection schon damals vor 50 Jahren, jedoch traten an ihre Stelle immer wieder neue Gruppierungen, die das große Geld mit den Drogen witterten und die Strafverfolgungsbehörden immer wieder aufs Neue herausforderten. „Der Aufbau persönlicher Kontakte und auch der direkte Austausch, schaffen gegenseitiges Vertrauen und so die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Kampf gegen die Kriminalität über die Landesgrenzen hinaus und für ein starkes Europa“, sagt Jörg Beyser, Leiter des Rauschgiftdezernates im Bayerischen Landeskriminalamt und bisheriger Leiter der AG Südost.
Im Rahmen der Tagung übergibt Herr KD Jörg Beyser nun die zukünftige Leitung des Dezernates und damit auch die Leitung der AG Südost an seinen Nachfolger, Herrn Kriminaldirektor Markus Neueder. Nach über 10 Jahren an der Spitze des Drogendezernates im BLKA tritt Jörg Beyser in den wohlverdienten Ruhestand.
Schwerpunkt der diesjährigen Tagung der AG Südost sind die immer mächtigeren internationalen OK-Gruppierungen bzw. Drogen-Kartelle und der daraus resultierenden Herausforderungen für Polizei und Gesellschaft. Europa wird aktuell von einer nie dagewesenen Kokain-Schwemme überflutet. Allein in den Seehäfen von Rotterdam und Antwerpen wurden nach Regierungsangaben im vergangenen Jahr insgesamt rund 180t (!) Kokain sichergestellt.
Beim Vertrieb des Rauschgiftes an den Endkunden spielt mehr und mehr auch das Internet eine Rolle. Operierten die Täter klassischerweise vorwiegend im Darknet, ist seit geraumer Zeit eine Verlagerung des Vertriebs von klassischen Drogen auch in das jedermann frei zugängliche „Clearnet“ zu beobachten. Mit dem Ermittlungsverfahren Schneesturm konnte unter Sachleitung der Generalstaatsanwaltschaft (GenStA) Bamberg – ZCB die internationale Dimension des Drogenhandels im „Clearnet“ gut dargestellt werden. Die Tätergruppierung belieferte Kunden in über 50 Ländern. Mehrere Akteure und Handlanger dieser Gruppierung wurden jüngst beim Landgericht Bamberg zu hohen Haftstrafen verurteilt. Die AG Südost befasst sich zudem mit der bei jungen Menschen beliebten Party-Droge Lachgas. Lachgas ist vor allem als Inhalationsanästhetikum bekannt und wird beispielsweise bei Zahnbehandlungen eingesetzt. In den vergangenen Jahren hat sich Lachgas in verschiedenen Europäischen Ländern als günstige und legale Partydroge etabliert, insbesondere in der Techno-Szene. In den Niederlanden ist Lachgas heute die meistkonsumierte Droge unter Jugendlichen.
Derzeit wird über regelrechte „Lachgaspartys“ berichtet. Der niederländische Gesetzgeber hat jüngst auf diese Entwicklung reagiert und den Verkauf und Besitz von Lachgas seit Januar 2023 verboten. Der Konsum von Lachgas ist gefährlich. Innerhalb von wenigen Minuten des Konsums kann es zu einer lebensbedrohlichen Atemdepression mit Sauerstoffmangel führen. Das Konsumieren großer Mengen kann Nervenschäden (Lähmungen, Querschnittslähmungen) verursachen. Die Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität stellt nach wie vor einen wichtigen Teil der polizeilichen Arbeit dar.
Rauschgifthändler machen nicht vor Staatsgrenzen halt. Die internationale Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden ist hierzu unerlässlich und die AG Südost ist seit nunmehr 51 Jahren ein fester Bestandteil des weltweiten Austausches.
Bericht: BLKA