Landrat Richard Reisinger dankt dem Kreisverbindungskommando für Corona-Hilfe

Helfende Hände der Bundeswehr im Landkreis: Einsatz im Gesundheitsamt, in Klinik und Pflegeeinrichtung

Helfende Hände der Bundeswehr im St. Anna Krankenhaus. Am St. Anna Krankenhaus in Sulzbach-Rosenberg unterstützt Soldat Dirk Jablovski (re.) Stephan Röthenbacher (Pflegerische Leitung der Station Chirurgie 2) zum Beispiel bei der Essensausgabe. Aus Hygienegründen tragen die Soldaten dabei keine Uniform, sondern die Dienstkleidung des Krankenhauses. Foto: Marie Ehras, St. Anna Krankenhaus Sulzbach-Rosenberg
Helfende Hände der Bundeswehr im St. Anna Krankenhaus.
Am St. Anna Krankenhaus in Sulzbach-Rosenberg unterstützt Soldat Dirk Jablovski (re.) Stephan Röthenbacher (Pflegerische Leitung der Station Chirurgie 2) zum Beispiel bei der Essensausgabe. Aus Hygienegründen tragen die Soldaten dabei keine Uniform, sondern die Dienstkleidung des Krankenhauses.

Foto: Marie Ehras, St. Anna Krankenhaus Sulzbach-Rosenberg

AMBERG-SULZBACH. In Krisenzeiten wie diesen müssen alle zusammenstehen und Solidarität beweisen, um der Pandemie entgegenzuwirken. Auch der Landkreis Amberg-Sulzbach setzt erfolgreich auf freiwillige Helfer. Besonders der nicht alltägliche Einsatz der Bundeswehr verdiene hier großes Lob, meint Landrat Richard Reisinger, denn die Soldaten leisteten wirklich hervorragende Arbeit.

Im Gespräch mit dem Leiter des Kreisverbindungskommandos (KVK) Amberg-Sulzbach, Oberstleutnant Ludwig Nerb, macht er dies auch deutlich. „Ich danke allen für die unkomplizierte Hilfe und die gute Arbeit im Testzentrum und in anderen Einrichtungen!“, wird Reisinger in der Mitteilung des Landratsamtes zitiert. Für ihn ist der Hilfseinsatz der Bundeswehr ein Musterbeispiel für das sehr gute Verhältnis zu den Soldaten im Landkreis  Amberg-Sulzbach.
Im anschließenden Gespräch mit der Landkreis-Pressestelle erklärt Ludwig Nerb die Einzelheiten der Aktion „Helfende Hände“.

Herr Nerb, wie kommt so ein Bundeswehreinsatz zustande, und welche Wege müssen dabei im Vorfeld beschritten werden?
Ludwig Nerb: Dazu möchte ich etwas ausholen: Die Tatsache, dass zivil-militärische Zusammenarbeit für beide Parteien Vorteile bringt, wurde nach den Auslandeinsätzen der  Bundeswehr in Deutschland umgesetzt. Deswegen gibt es seit circa 2008 in beinahe jedem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt ein Kreisverbindungskommando der Bundeswehr. Im Katastrophenfall ist dieses Kommando das Verbindungsglied zwischen den zivilen und militärischen Kräften. Bei den Besprechungen der Führungsgruppe Katastrophenschutz in der Kreisverwaltung wird dann der Leiter des KVK hinzugezogen, um im Bedarfsfall die zivile Seite über die Möglichkeiten der Bundeswehr zur Amtshilfe zu beraten. Die Amtshilfe ist im Grundgesetz Artikel 35, Absatz 1 geregelt.
Der Leiter erarbeitet dann einen Amtshilfeantrag, in dem er genau die benötigten Fähigkeiten schildert und über die Gegebenheiten vor Ort informiert. Danach leitet er diesen Antrag digital nach München in das Lagezentrum des Landeskommandos Bayern. Dort wird dieser Antrag bearbeitet, so dass vor Ort eine möglichst passgenaue Hilfe zustande kommt. Außerdem sendet das KVK täglich eine Lagemeldung an das Lagezentrum nach München, damit die Lageoffiziere dort ein detailliertes Bild der Situation vor Ort bekommen.

Welche Art von Kräften kommt hier zum Einsatz, Aktive oder Reservisten, und wer führt das Kommando?
Das KVK besteht nur aus Reservisten, aus mehreren Offizieren und Feldwebeldienstgraden, einem Sanitäts-Feldwebel und einem Arzt. Während des Jahres trainieren sich die KVKs gegenseitig, um für Großschadenslagen wie eine Pandemie oder einen Stromausfall vorbereitet zu sein. Jedes Kommando besitzt eine digitale Ausrüstung mit Zugang zum Intranet der Bundeswehr, Kartenmaterial und einschlägige Informationen zum jeweiligen Einsatzgebiet bzw. über dortige kritische Infrastruktur.
Die Bundeswehr verfügt über ein großes Spektrum an Fähigkeiten: Von den „helfenden Händen“ über ABC-Schutz und Sanitätern bis hin zum Bergepanzer, der bei Waldbränden oder Überschwemmungen hilft. Die Kräfte vor Ort sind dabei fast ausschließlich aktive Soldaten, hauptsächlich vom Logistik-Bataillon 472 in Kümmersbruck und Sanitäter aus dem San-Unterstützungszentrum in Kümmersbruck. Dabei steht der Einsatz unter der jeweiligen Direktion der zivilen Seite. Allerdings war der SanFeldwebel des KVK  Amberg-Sulzbach auch schon für zwei Wochen an der Teststelle beim Gesundheitsamt Amberg im Einsatz


Wie haben die Soldaten ihre neue Aufgabe beurteilt, fühlten sie sich akzeptiert in den Einrichtungen?
Seitens der Soldaten gibt es eine große Bereitwilligkeit zu helfen, da sie erkennen, dass ihr Dienst wichtig ist – das habe ich bei Begegnungen und Gesprächen immer wieder gespürt. Die Leiter und Leiterinnen der Einrichtungen haben sich ausschließlich lobend über die Bundeswehr-Kräfte geäußert. Man hat auch deren Dankbarkeit gespürt, dass die Soldaten so engagiert zugepackt haben.

Wo überall im Landkreis haben die Soldaten geholfen, wie lange hat der Einsatz gedauert, und wie viele Kräfte waren es insgesamt?
Das KVK Amberg-Sulzbach betreut momentan vier so genannte Einsatzabschnitte: Zwei davon sind am Gesundheitsamt Amberg bei der Abnahme von Abstrichen bzw. der Kontaktnachverfolgung angesiedelt. Ein weiterer Abschnitt befindet sich in einem Pflegeheim im Landkreis und in einer Klinik. Der Einsatz begann bereits im Frühjahr 2020 mit der Betreuung der gemeinsamen Teststelle im ACC und wurde im Herbst wieder aufgenommen. Aktuell sind 35 Soldaten und Soldatinnen für den Landkreis im Einsatz.

Waren medizinisch ausgebildete Soldaten darunter, und welche Aufgaben haben die anderen übernommen?
Bei der Abnahme von Abstrichen am Gesundheitsamt sind drei Sanitäter der Bundeswehr eingesetzt. Sie leisten in Schutzausrüstung ihren Dienst an einer gefährlichen Stelle, das ist jedem Beteiligten klar.
Die Logistiker erbringen einen wertvollen Beitrag auf den Stationen des Krankenhauses oder des Pflegeheims zur Entlastung des Personals. Als wir im Frühjahr 40 Patientenbetten der Bundeswehr im Krankenhaus in Sulzbach-Rosenberg eingelagert hatten, kam ein großer Lkw der Bundeswehr extra aus einem Depot im Harz zu uns. Zusammen mit den Frauen und Männern des THW wurden die Betten abgeladen und eingelagert. Das war ein beeindruckendes Beispiel von zivil-militärischer Zusammenarbeit.

Gibt es schon eine Gesamtbilanz des Einsatzes, und ist an eine eventuelle Wiederholung gedacht?
Meine persönliche Bilanz zeigt eine große Hilfsbereitschaft und Zusammenarbeit auf ziviler und militärischer Seite, da jeder tut, was er kann und zuverlässig an seinem Platz arbeitet. Allen Beteiligten, vom Soldaten/der Soldatin vor Ort bis hinauf zu den Kommandeuren spreche ich ein dickes Lob und meinen herzlichen Dank für die hervorragende Zusammenarbeit in unserem Landkreis aus. Ich hoffe, wir können noch lange auf diese Zusammenarbeit bauen, denn der Einsatz dauert aktuell noch an – der nächste Hilfeleistungsantrag liegt schon auf meinem Schreibtisch.

Bericht: Landratsamt Amberg-Sulzbach