ZDF-„Forum am Freitag“: Neuer DITIB-Vorsitzender Kazim Türkmen gibt erstes TV-Interview in Deutschland

Der neue Vorsitzende des deutsch-türkischen Moscheeverbandes DITIB, der Theologe Kazim Türkmen, hat sich zum ersten Mal öffentlich zu der vor einigen Wochen angekündigten Neuausrichtung seines Verbandes geäußert. In der ZDF-Sendung „Forum am Freitag“ sagte Türkmen am Freitag, 1. März 2019, sein Verband habe in der Vergangenheit einen unzureichenden Dialog mit den Medien geführt. „Da gab es ein Imageproblem, und die DITIB konnte keine eigenen Akzente setzen.“ Hier wolle sich die DITIB in Zukunft öffnen. Es ist das erste Interview des neuen Vorsitzenden mit einem öffentlich-rechtlichen Sender und das erste Interview eines DITIB-Vorsitzenden im deutschen Fernsehen.

Logo "Forum am Freitag" Copyright: ZDF/Corporate Design
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Das erste Ziel für seinen Verband sei allerdings die Anerkennung als Religionsgemeinschaft, so Türkmen. Dazu sollten die regionalen Vertreter der DITIB mit den Länderregierungen erneut in einen Dialog treten und den Austausch vertiefen. Auch in Bezug auf den islamischen Religionsunterricht möchte die DITIB das Gespräch weiterführen. Dazu kündigte Türkmen an, den Posten eines Geschäftsführers zu etablieren. Außerdem wolle man das Schulreferatssystem einführen, so Türkmen, „zuerst in Hessen, obwohl das von uns nicht erwartet wird“.

Dass in naher Zukunft eine Frau DITIB-Vorsitzende werden könne, sei laut Türkmen vorstellbar, aber schwierig: Der DITIB-Vorsitzende sei gleichzeitig auch Theologe und müsse das Freitagsgebet leiten und predigen. „In unserer Tradition ist das für Frauen nicht vorgesehen, und die Gemeinschaft würde das nicht akzeptieren. In dieser Hinsicht wäre es problematisch, aber ansonsten durchaus möglich.“

Die DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) ist mit rund 1000 Moscheegemeinden und über 100 Kulturvereinen der größte islamische Dachverband in Deutschland. Die Imame in Moscheen des Verbandes werden aus der Türkei entsandt. Der Vorsitzende der DITIB ist Beamter der türkischen Regierung. Dem Verband wird daher oft nachgesagt, ein verlängerter Arm der türkischen Regierung zu sein. In den letzten Jahren geriet die DITIB aufgrund dieser Nähe immer mehr unter politischen Druck. Bereits auf Länderebene ausgehandelte Staatsverträge sowie diverse Kooperationen mit Bund und Ländern wurden auf Eis gelegt. Auch die Beteiligung der DITIB beim islamischen Religionsunterricht in Hessen und Nordrhein-Westfalen wurde in jüngster Zeit in Frage gestellt.

„Forum am Freitag“ bietet Muslimen in Deutschland die Möglichkeit, ihre Erfahrungen in das gesellschaftliche Gespräch einzubringen. Muslime erklären ihre Religion, erzählen von ihrem Alltag – freitags um 7.45 Uhr in ZDFinfo und unter https://zdf.de/kultur/forum-am-freitag.

Bericht: ZDF / Forum am Freitag