ZDF-Politbarometer März II 2020

Corona-Krise: Große Zufriedenheit mit den Maßnahmen der Regierung / Union legt sehr stark zu – AfD verliert

Projektion: Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre ... Copyright: ZDF/Forschungsgruppe Wahlen
Projektion: Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre …
Copyright: ZDF/Forschungsgruppe Wahlen

Eine große Mehrheit (89 Prozent) der Befragten bescheinigt der Bundesregierung gute Arbeit in der Corona-Krise (schlecht: 8 Prozent; Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils „weiß nicht“). Diese Einschätzung teilen die Anhänger aller Parteien. Für die von der Regierung jetzt beschlossenen Maßnahmen gibt es durchweg große Akzeptanz: So halten 75 Prozent die Maßnahmen, die insgesamt zum Schutz vor der Ausbreitung des Coronavirus angeordnet wurden und die unser Alltagsleben stark einschränken, für gerade richtig. 20 Prozent meinen, diese müssten härter ausfallen und nur 4 Prozent finden sie übertrieben. Insbesondere die seit dieser Woche geltenden Ausgangsbeschränkungen, die auch ein Kontaktverbot von mehr als zwei Personen in der Öffentlichkeit beinhalten, werden nahezu geschlossen unterstützt: 95 Prozent bezeichnen sie als angemessen, lediglich 5 Prozent sind gegenteiliger Meinung.
Alles in allem hat sich damit der Eindruck verfestigt, dass bei uns zum Schutz gegen die Ausbreitung des Coronavirus genug getan wird: Für 77 Prozent (Mrz. I: 69 Prozent) sind die bisherigen Maßnahmen ausreichend, 21 Prozent (Mrz. I: 26 Prozent) sehen das nicht so. Auch die umfangreichen Maßnahmen zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise stoßen auf breite Zustimmung. 74 Prozent halten diese für gerade richtig, 18 Prozent meinen, die Bundesregierung tue hier zu wenig, und 2 Prozent sagen, das sei zu viel.

Mehrheit: Zuständigkeit bei solchen Krisen soll beim Bund liegen
Knapp drei Viertel (73 Prozent) und Mehrheiten in allen Parteianhängergruppen sprechen sich dafür aus, dass bei so schweren Krisen wie jetzt bei Corona der Bund hauptsächlich zuständig sein soll. Für 23 Prozent sollen dies wie bisher die einzelnen Bundesländer sein.

Versorgungsprobleme vor allem für Krankenhäuser erwartet
In den nächsten ein bis zwei Monaten erwarten 60 Prozent große Probleme bei der Versorgung von Corona-Patienten in den Krankenhäusern, 37 Prozent rechnen dort nicht mit großen Problemen. Dass es darüber hinaus bei der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung zu großen Problemen kommt, glauben 44 Prozent (nicht: 54 Prozent), und nur 13 Prozent gehen davon aus, dass es große Engpässe bei der Versorgung mit Lebensmitteln geben wird (nicht: 86 Prozent).

Gefahr für eigene Gesundheit
Wesentlich mehr Befragte (52 Prozent) als vor drei Wochen (Mrz. I: 20 Prozent) sehen ihre Gesundheit durch das Coronavirus gefährdet. Dabei zeigen sich vor allem die 60- bis 69-Jährigen (67 Prozent) besorgt.
Als persönlich stark belastend beschreiben 48 Prozent die aktuelle Situation rund um Corona, 52 Prozent empfinden das nicht so. 6 Prozent erwarten, dass sich ihre eigene finanzielle Lage wegen der Corona-Krise sehr stark verschlechtert und 18 Prozent, dass sich diese stark verschlechtert. 36 Prozent meinen, das wird sie nicht so stark treffen und 38 Prozent sehen gar keine Einbußen.

Verhalten der Bürger und Dauer der Corona-Krise
76 Prozent haben den Eindruck, dass sich die Menschen in Deutschland in der Corona-Krise eher vernünftig verhalten, 22 Prozent bezweifeln das. Die schlimmste Phase der Corona-Epidemie wird laut 20 Prozent der Befragten in einigen Wochen überwunden sein, mit 62 Prozent rechnen die meisten da eher mit einem zeitlichen Horizont von einigen Monaten, 15 Prozent sogar mit einem Jahr oder mehr.

Projektion Bundestagswahl
Vom Krisenmanagement der Bundesregierung profitiert ganz klar die Union. Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, käme sie auf 33 Prozent, ihr bester Wert seit fast zwei Jahren. Im Vergleich zur letzten Umfrage ist das ein Plus von sieben Prozentpunkten, das ist der höchste Anstieg, den es jemals in der Politbarometer-Projektion gab. Die SPD erreichte 15 Prozent (minus 1) und die AfD hätte mit nur noch 10 Prozent (minus 4) deutliche Einbußen. Die FDP bliebe unverändert bei 6 Prozent und die Linke unverändert bei 8 Prozent. Die Grünen lägen bei 22 Prozent (minus 1) und die anderen Parteien zusammen bei 6 Prozent (minus 1). Damit hätte neben einer Koalition aus CDU/CSU und Grünen jetzt auch wieder ein Bündnis aus CDU/CSU und SPD eine knappe Mehrheit.

Top Ten: Merkel und Söder stark verbessert
Bei der Beurteilung nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) der zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker liegt weiterhin Angela Merkel auf Platz eins. Auf der Skala von +5 bis -5 erhält sie einen stark verbesserten Durchschnittswert von 2,3 (Mrz. I: 1,4). Aufgerückt auf Platz zwei ist Markus Söder, der mit 1,8 (Mrz. I: 0,8) einen Sprung nach oben macht. Es folgen Jens Spahn, der mit 1,7 wieder in die Top Ten einsteigt, Olaf Scholz mit 1,6 (Mrz. I: 0,9) und Robert Habeck mit 1,2 (Mrz. I: 0,9). Neuzugang Armin Laschet wird ebenfalls mit 1,2 bewertet, danach kommen Annalena Baerbock mit 1,0 (Mrz. I: 0,7), Horst Seehofer mit 0,7 (Mrz. I: 0,3) und Wiedereinsteiger Friedrich Merz mit 0,5. Am Ende steht Christian Lindner, der mit 0,1 (Mrz. I: minus 0,6) jetzt wesentlich weniger negativ beurteilt wird als zuletzt.

Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit von 23. bis 26. März 2020 bei 1.473 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei werden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/- zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 41 Prozent, SPD: 17 Prozent, AfD: 4 Prozent, FDP: 6 Prozent, Linke: 7 Prozent, Grüne: 24 Prozent.

Weitere Informationen zur Methodik der Umfrage und zu den genauen Frageformulierungen finden Sie auch auf https://forschungsgruppe.de.

Bericht: ZDF / Forschungsgruppe Wahlen