Syrien-Krise: Mehrheit für Sanktionen gegen die Türkei / Projektion: Union legt zu – Grüne verlieren
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Nach dem Einmarsch der Türkei in Nordsyrien wird über Sanktionen diskutiert. Eine große Mehrheit (91 Prozent) ist dafür, dass Deutschland der Türkei keine Waffen mehr liefert, nur 5 Prozent sprechen sich dagegen aus (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils „weiß nicht“). Auch wirtschaftliche Strafmaßnahmen werden von knapp zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten und Mehrheiten in allen Parteianhängergruppen befürwortet. 27 Prozent finden, dass Deutschland keine solchen Maßnahmen verhängen soll. Sollte es Sanktionen der EU-Länder gegen die Türkei geben, dann gehen 80 Prozent davon aus, dass die Türkei die Zusammenarbeit mit der EU in der Flüchtlingsfrage aufkündigen wird und damit wieder mehr Flüchtlinge zu uns kommen werden. 15 Prozent glauben das nicht.
Brexit: Bedauern über den Austritt Großbritanniens rückläufig
Zwar  findet es weiterhin eine Mehrheit von 65 Prozent schlecht, wenn  Großbritannien aus der EU austritt, vor drei Wochen sagten das aber noch  77 Prozent. 9 Prozent sind für den Brexit (Sept. II: 7 Prozent) und mit  24 Prozent ist der Anteil der Befragten, denen das egal ist, jetzt  deutlich höher als zuletzt (Sept. II: 13 Prozent). 
Projektion Bundestagswahl
Im  Vergleich zu Ende September können Union und SPD wieder zulegen: Wenn  am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, käme die Union auf 29  Prozent (plus 2) und die SPD auf 14 Prozent (plus 1). Die AfD  verschlechterte sich um einen Punkt auf 13 Prozent, die FDP bliebe bei 6  Prozent und die Linke erhielte 8 Prozent (plus 1). Deutliche Verluste  hätten die Grünen, die im letzten Politbarometer im Zusammenhang mit dem  damals sehr präsenten Thema Klimawandel einen Rekordwert erzielt  hatten. Sie würden drei Punkte abgeben und erreichten jetzt 24 Prozent.  Die anderen Parteien zusammen lägen unverändert bei 6 Prozent. Damit  hätte eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen weiterhin als einziges  Zweier-Bündnis eine klare Mehrheit. 
Top Ten: Für die meisten Politiker bessere Noten 
Wenn  es um die Beurteilung nach Sympathie und Leistung geht („Was halten Sie  von?“), liegt Winfried Kretschmann weiter auf Platz eins. Auf der Skala  von +5 bis -5 erhält er einen Durchschnittswert von 1,9 (Sept. II:  1,8). Auf Platz zwei Angela Merkel, sie wird mit 1,6 (Sept. II: 1,4)  eingestuft. Danach folgen Robert Habeck mit 1,2 (Sept. II: 1,0), Olaf  Scholz, der mit 1,1 (Sept. II: 0,7) ein deutliches Plus verzeichnen kann  und Heiko Maas mit 0,9 (Sept. II: 0,7). Christian Lindner kommt auf 0,1  (Sept. II: 0,2) und ebenfalls mit 0,1 (Sept. II: 0,1) wird Markus Söder  bewertet. Im Negativbereich befinden sich Ursula von der Leyen mit  minus 0,1 (Sept. II: minus 0,3) und Horst Seehofer mit minus 0,2 (Sept.  II: minus 0,3). Schlusslicht bleibt Annegret Kramp-Karrenbauer mit minus  0,6 (Sept. II: minus 0,5), ihrem bisher schlechtesten Wert. 
Rechtsextremismus: Mehrheit sieht Defizite bei der Bekämpfung
Gegen  rechtsextreme Ansichten und Gruppierungen wird für 78 Prozent der  Befragten bei uns zu wenig getan. Darin stimmen die Anhänger aller  Parteien mehrheitlich überein, mit Ausnahme der AfD-Anhänger. 55 Prozent  der AfD-Anhänger – gegenüber 17 Prozent insgesamt – sind der Meinung,  es werde genug getan gegen den Rechtsextremismus. 
Zuletzt  wurde der Vorwurf laut, die AfD habe durch ihre Positionen und Aussagen  Mitschuld an rechtsextremen Gewalttaten. Für 72 Prozent trifft dieser  Vorwurf zu, 21 Prozent weisen ihn zurück. Zutreffend ist der Vorwurf für  jeweils mehr als zwei Drittel in den anderen Parteianhängergruppen,  aber für nur 5 Prozent der AfD-Anhänger. 
Nach  dem Anschlag auf die Synagoge in Halle hat sich die Einschätzung zum  Antisemitismus bei uns deutlich verändert. 38 Prozent der Befragten  gehen jetzt davon aus, dass es in Deutschland eine sehr große oder große  Judenfeindlichkeit gibt (nicht so groß/keine: 55 Prozent). Im Februar  2019 lag dieser Anteil noch bei 17 Prozent, 71 Prozent antworteten  damals mit „nicht so große“ bzw. „keine“. 
Klimaschutz: Illegale Aktionen gehen zu weit 
Um  auf den Klimaschutz aufmerksam zu machen, gibt es auch illegale  Aktionen, wie Blockaden von Hauptverkehrsstraßen, die das öffentliche  Leben lahmlegen. Für 69 Prozent der Befragten gehen solche Protestformen  zu weit, 25 Prozent halten sie für gerade richtig und für 4 Prozent  gehen sie nicht weit genug. Klare Mehrheiten in allen  Parteianhängergruppen beurteilen das so, mit Ausnahme der Grünen. Von  den Grünen-Anhängern sind 45 Prozent der Meinung, solche Protestaktionen  gehen zu weit, für 49 Prozent sind sie gerade richtig und für 5 Prozent  nicht weitreichend genug. 
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 15. bis 17. Oktober 2019 bei 1.226 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei werden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/- zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 32 Prozent, SPD: 15 Prozent, AfD: 8 Prozent, FDP: 5 Prozent, Linke: 7 Prozent, Grüne: 28 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 8. November 2019. Weitere Informationen zur Methodik der Umfrage und zu den genauen Frageformulierungen finden Sie auch auf https://www.forschungsgruppe.de
Bericht: ZDF / Forschungsgruppe Wahlen
