Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern als lebendiger Lernort

Kooperationsvereinbarung mit Uni Regensburg geschlossen

Die Kooperationsvereinbarung ist in trockenen Tüchern. Darüber freuen sich Dr. Martin Schreiner, Landrat Richard Reisinger, Lehrstuhlinhaberin Prof. Dr. Angela Ganter und Akademischer Direktor Dr. Heinrich Konen (beide Universität Regensburg) Foto: Christine Hollederer
Die Kooperationsvereinbarung ist in trockenen Tüchern. Darüber freuen sich Dr. Martin Schreiner, Landrat Richard Reisinger, Lehrstuhlinhaberin Prof. Dr. Angela Ganter und Akademischer Direktor Dr. Heinrich Konen (beide Universität Regensburg)
Foto: Christine Hollederer

AMBERG-SULZBACH. Eisenforschung im Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern im Kultur-Schloss Theuern: Durch experimentalarchäologische Versuchsreihen sollen neue Erkenntnisse zu historischen Eisenwerkstoffen gewonnen werden. Dafür haben das Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern (BIMO) und der Lehrstuhl für Alte Geschichte der Universität Regensburg nun eine Kooperation vereinbart.

Die erste Phase der Zusammenarbeit ist bis 2025 anvisiert, wie Landrat Richard Reisinger bei der Vertragsunterzeichnung im Kultur-Schloss Theuern anmerkte. Der „kontinuierliche Wissenstransfer und Ideenaustausch zwischen den Institutionen soll eine wissenschaftliche Brücke zur Provinz schlagen“, so Reisinger. Mit dem Museumsleiter Dr. Martin Schreiner habe der Landkreis hierfür den perfekten Mann, der wissenschaftliche Neugier und private Passion bestens vereine.
Der Museumsleiter selbst sieht das BIMO im Kultur-Schloss Theuern als lebendigen Forschungs- und Lernort: „Es soll Spaß machen, sich hier mit Ausstellungen zu beschäftigen.“ Zudem will er das BIMO aber auch als Zentrum für experimentalarchäologische Eisenforschung etablieren.

Bereits im März 2020 wurde mit einem Experiment zur historischen Eisenerzeugung unter seiner Aufsicht begonnen, erzählte Schreiner. Zunächst wurde aus Lehm, Stroh und Zweigen über einer Grube ein Ofenschacht gebaut, dieser mit Eisenerz und Holzkohle befüllt und anschließend angefeuert, sodass im Inneren des Rennofens Temperaturen von bis zu 1400 Grad erreicht werden konnten. Nach mehreren Stunden entstand eine sogenannte Luppe, durch anschließende Verdichtung und Reinigung aufgewertet ein gut formbarer Schmiedewerkstoff.
„Das Ziel dieses Experiments war es, historisch authentisches Schmiedematerial für weiterführende Versuchsreihen zu gewinnen, da sich die modernen Flussstähle in vielerlei Hinsicht gravierend von den alten Renneisenwerkstoffen unterscheiden“. Mit dem erzeugten Material sollen aussagekräftige Schmiedeexperimente durchgeführt werden, so Schreiner.

Außerdem, so berichtete der Museumsleiter, soll das historische Verfahren zur Eisengewinnung genauer untersucht werden. Denn Vorgehen und chemische Prozesse bei der Verhüttung in Rennöfen seien heute weitestgehend bekannt, allerdings seien noch viele weiterführende Fragen offen, so zum Beispiel wie sich die Verwendung unterschiedlicher Rohstoffe oder die Modifikation verschiedener äußerer Einflussfaktoren auf den Entstehungsprozess des Eisens und das Endprodukt auswirken. Hier will Schreiner mit seinem Team ansetzen: „Wir wollen Erfahrung sammeln“. Was Landrat Richard Reisinger mit Blick auf die Passion Schreiners zur Annahme führen ließ, dass der Ofen wohl gar nicht mehr abkühlen werde.

Für die Universität Regensburg, so berichtete es Prof. Dr. Angela Ganter, soll sich über die Projektübungen und Blockveranstaltungen ein „didaktisches Potenzial erschließen, das sich aus einer praktischen Beschäftigung mit historischen Werkmaterialien und Produktionsverfahren für zukünftige Geschichtslehrer und Museumspädagogen ergibt“. Denkbar sei auch, dass zukünftig für Studierende der Uni Regensburg Kooperationsseminare zur Museumspädagogik oder Ausstellungsgestaltung angeboten werden.
Einen kleinen Vorgeschmack darauf wie das in Zukunft einmal aussehen könnte, liefert die kommende Sonderausstellung im BIMO, die Ende April starten wird: „Köhler. Schmelzer. Schmiede. – Eisen in Ostbayern von den Kelten bis ins Frühmittelalter.“

Bericht: Landratsamt Amberg-Sulzbach