Gerettete Flusslandschaft der Schwarzach braucht mehr Schutz vor Nährstoffeintrag

Foto v.l.n.r.: Robert Kurzmann, Vorsitzender der BN Kreisgruppe Cham; Marianne Schenk, ehemalige Vorsitzende der BN Ortsgruppe Waldmünchen; Richard Mergner, BN Landesvorsitzender; Prof. Dr. Hubert Weiger, BN Ehrenvorsitzender; Foto: Reinhard Scheuerlein
Foto v.l.n.r.: Robert Kurzmann, Vorsitzender der BN Kreisgruppe Cham; Marianne Schenk, ehemalige Vorsitzende der BN Ortsgruppe Waldmünchen; Richard Mergner, BN Landesvorsitzender; Prof. Dr. Hubert Weiger, BN Ehrenvorsitzender
Foto: Reinhard Scheuerlein

SCHÖNTHAL. Treffen von BN-Vertreter*innen anlässlich der neu erschienenen zweiten Auflage des Bildbands „Die Schwarzach – Eine Perle unter den bayerischen Flüssen“ von Josef Merkl mit Vorwort des BN-Vorsitzenden Richard Mergner.
Durch jahrelanges ehrenamtliches Engagement konnte die Schwarzach vor umfassender Begradigung und in weiten Teilen vor Ausbau geschützt werden. Heute fordert der BN weniger Eintrag von Nitrat und Phosphat in die Schwarzach.

Der BN-Vorsitzende Richard Mergner warb bei seinem Besuch an der Thuraumühle bei Schönthal im Landkreis Cham am Dienstag dafür, die Schwarzach wirksam gegen Nitrat und Phosphat zu schützen. „Die Einführung verpflichtender Gewässerrandstreifen mit fünf Metern Breite ist ein wichtiges Ergebnis des erfolgreichen Volksbegehrens zur Artenvielfalt vor drei Jahren“, so Mergner. „Gewässerrandstreifen haben in der Kulturlandschaft eine hohe Bedeutung. Sie vernetzen Landschafts- und Lebensräume, vermindern bei Starkregenereignissen den Eintrag von Nährstoffen und Feinmaterial aus den Ackerböden in die Gewässer und leisten einen wichtigen Beitrag für den ökologischen Zustand der Gewässer. Wichtig ist, dass sie nun im Bereich der Schwarzach wirksam werden. Doch auch darüber hinaus ist es notwendig, dass sich Landwirtschaft und Kommunen in ihrem Einzugsgebiet stärker als bisher für die Vermeidung des Nährstoffeintrags ins Grundwasser und in Oberflächengewässer engagieren. Neben der weitgehend erhalten gebliebenen Schönheit der Flusslandschaft muss jetzt auch der Fluss selbst gesunden.“
Insgesamt lobte Mergner das jahrelange, ehrenamtliche Engagement für die Schwarzach: „Dieser Einsatz für mäandrierende Flüsse und naturnahe Auen, der auch an vielen anderen Stellen Bayerns geführt wurde, hat entscheidend zu einer Änderung der staatlichen Wasserpolitik beigetragen: von der Wasseraustreibung in der Landschaft hin zur Wasserrückhaltung, die in Zeiten der Klimakrise überlebensnotwendig geworden ist. Ich bin Josef Merkl sehr dankbar, dass er die Schwarzach und ihre umgebende Natur- und Kulturlandschaft mit seinen fantastischen Fotos nicht nur dokumentiert, sondern auch dem erfolgreichen Einsatz für die Erhaltung einer Oberpfälzer Flusslandschaft ein Denkmal setzt.“

„In den siebziger Jahren sahen die Pläne der Bayerischen Staatsregierung und des Wasserwirtschaftsamtes vor, die Schwarzach vollständig zu begradigen und die Auenlandschaft zu entwässern, um sie stärker für die Landwirtschaft nutzbar zu machen“, erzählt Robert Kurzmann, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Cham. „Wir sind daher sehr froh, dass dieses Stück Heimatlandschaft nach langem Ringen doch noch weitgehend erhalten geblieben ist. Dennoch hat eine deutliche Intensivierung der Landnutzung stattgefunden, die uns heute Probleme macht. So hat sich der erosionsanfällige Maisanbau im Einzugsgebiet des Eixendorfer Sees nach Angaben der Landwirtschaftsverwaltung seit 2000 flächenmäßig verdoppelt, was nun entschiedene Gegenmaßnahmen zum Gewässerschutz erforderlich macht.“

Der BN-Ehrenvorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger erklärt: „Es war damals unter anderem die BUND Naturschutz-Ortsvorsitzende von Waldmünchen Marianne Schenk, die sich den Plänen zur Begradigung entgegenstellte. Auch wenn ich die Aktiven vor Ort als Beauftragter für Nordbayern und als BN-Landesbeauftragter so gut es ging unterstützte, so war es doch unerlässlich, dass sich gerade Einheimische für einen schonenden Umgang mit der Natur und mit ihrer Heimatlandschaft engagierten. Dafür gebührt ihnen unser besonderer Dank. Letztlich war der Einsatz für die Schwarzach erfolgreich, denn vom Wasserwirtschaftsamt wurden die ursprünglichen Pläne zur Begradigung aufgegeben. Nicht zuletzt deswegen, weil der BN sich intensiv fachlich damit auseinandergesetzt hat und mit Hilfe des damaligen Sprechers des BN-Arbeitskreises Wasserwirtschaft, Hermann Trier, nachgewiesen hat, dass diese Ausbaumaßnahmen zu einer erheblichen Verschärfung der Hochwassersituation für die Unteranlieger geführt hätten.“

„Unser Einsatz für den Erhalt der Schwarzach hat sicherlich einen Beitrag zu einem Umdenken in weiten Kreisen der Bevölkerung geführt. Einerseits bin ich natürlich froh, dass das Flussbett nicht radikal begradigt wurde, wie das noch in den sechziger Jahren üblich war. Andererseits verursacht die intensive Landbewirtschaftung nach wie vor eine Verschlechterung der Wasserqualität“, meint Marianne Schenk, ehem. Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Waldmünchen. „Die bislang noch zu schmalen Uferrandstreifen reichen als Schutz nicht aus. Es fehlt fast überall der breite Bewuchs an beiden Uferseiten. Das Negativbeispiel ist der Eixendorfer Stausee, der ja von der Schwarzach durchflossen und jedes Jahr von Blaualgen überwuchert wird. Mit technischen Maßnahmen wie dem neuen Entnahmeturm vor der Staumauer wird versucht, das Problem zu lösen. Dabei werden vorrangig Symptome anstelle der eigentlichen Ursachen bekämpft. Denn solange der Nährstoffeintrag in den Fluss nicht deutlich reduziert wird, ist keine entscheidende Veränderung bei der Gewässerqualität zu erwarten.“


Hintergrund
Der 1958 vom Bayerischen Landtag beschlossene „Schwarzachplan“ beinhaltete neben dem Bau der Hochwasserspeicher Silbersee, Perlsee und Eixendorfer Stausee auch Maßnahmen zur Begradigung und Abflussbeschleunigung der Schwarzach.
Nachdem der Fluss bis 1993 im Bereich zwischen dem Eixendorfer Stausee und Schönthal ausgebaut wurde, entschied der Bezirkstag der Oberpfalz am 12.12.1997, dass die noch ausstehenden Bauabschnitte nicht mehr wie vorgesehen verwirklicht werden sollen. Die teils noch aus den 1970er Jahren stammenden Planungen entsprachen nicht mehr den mittlerweile geänderten Zielvorstellungen für eine ökologische Gewässerentwicklung. In Form einer „qualifizierten Beendigung“ erfolgte ein gemäßigter Restausbau der Schwarzach zwischen Schönthal und Thurau als Übergang zwischen bereits ausgebauter und natürlicher Fließstrecke.
Mit der vom Wasserwirtschaftsamt Regensburg neu erstellten Planung im Bereich der Ortschaft Thurau sowie der im Oktober 2009 erlassenen Planfeststellung wurde die Grundlage für den Abschluss des Schwarzachausbaus geschaffen. Dabei stellte eine Sohlgleite in der Schwarzach die vorher nicht vorhandene Durchwanderbarkeit für Fische und andere Wasserlebewesen an dem Wehr der ehemaligen Wasserkraftanlage „Thuraumühle“ her.

Buchtipp:
Viele wunderschöne Impressionen von der Schwarzach bietet der Bildband  „Die Schwarzach – Eine Perle unter den bayerischen Flüssen“, der dem Fluss von der Quelle bis zur Mündung folgt. Das Buch ist ein Projekt des Oberpfälzer Fotografen Josef Merkl, eine Hommage an die Landschaft seiner Heimat. Eigenvertrieb über www.josefm.de ,27,50 Euro

Hintergrundinformation BUND Naturschutz
Der BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN) ist mit 261.000 Mitgliedern und FörderInnen der größte Natur- und Umweltschutzverband Bayerns. Er setzt sich für unsere Heimat und eine gesunde Zukunft unserer Kinder ein – bayernweit und direkt vor Ort. Und das seit über 100 Jahren. Der BN ist darüber hinaus starker Partner im deutschen und weltweiten Naturschutz. Als Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) ist der BN Teil des weltweiten Umweltschutz-Netzwerkes Friends of the Earth International. Als starker und finanziell unabhängiger Verband ist der BN in der Lage, seine Umwelt- und Naturschutzpositionen in Gesellschaft und Politik umzusetzen.

Bericht: BUND