Neuer Koordinator am Schwandorfer Weinberg – Bundes-, Landespolizei, Zoll und tschechische Polizei Schulter an Schulter

 EPHK Markus Leitl Foto: Polizei
EPHK Markus Leitl
Foto: Polizei

SCHWANDORF. Zum Jahreswechsel wurde beim „Gemeinsamen Zentrum der deutsch-tschechischen Polizei- und Zollzusammenarbeit Petrovice-Schwandorf (GZ PET/SAD)“ ein neuer Koordinator in sein Amt eingeführt. Die letzten beiden Jahre stand mit Polizeioberrat (POR) Christian Kiener ein Polizeibeamter der Bayerischen Polizei an der Spitze der in der Region wohl einmaligen internationalen Dienststelle am Schwandorfer Weinberg.
Turnusgemäß hat nun mit Erstem Polizeihauptkommissar (EPHK) Markus Leitl ein Bundespolizist die Koordination des personalstärksten Zentrums in Europa mit derzeit insgesamt 101 Mitarbeitern für die nächsten zwei Jahre übernommen. Kiener wird weiterhin für die bayerische Polizei als deren Kontingentleiter im Gemeinsamen Zentrum in Schwandorf fungieren und gleichzeitig die Rolle des stellvertretenden Koordinators wahrnehmen.

Der 52-jährige Leitl ist ein echtes Urgestein und mehr als ein „Mann der ersten Stunde“. Der Kümmersbrucker war weit vor dem offiziellen Start des Schwandorfer GZ am 17. Dezember 2007 bereits im Aufbaustab, sodass das Zentrum mit ihm noch „vor der ersten Stunde“ gewachsen ist. Im Laufe der Jahre habe man sich laut Leitl von einem regionalen Zentrum mit reinen Grenzangelegenheiten zu einem Zentrum mit Anfragen aus ganz Deutschland und Tschechien mit enger Kooperation mit dem deutschen Bundeskriminalamt und dem Polizeipräsidium Prag entwickelt. Seit Oktober 2016 gibt es einen neuen deutsch-tschechischen Polizeivertrag, der europaweit einer der modernsten ist und Handlungsrahmen gerade für das komplette Aufgabenspektrum des GZ vorgebe.
Leitl stellte beim Antrittsgespräch die vier großen Komponenten des GZ Schwandorf in den Fokus: Dauerdienst, Tagdienstkomponenten mit Schwerpunkt Rückführung und Ermittlungsunterstützung, Sprachmittlerdienst und gemeinsames Geschäftszimmer der zwei Arbeitsstellen Petrovice und Schwandorf.

Für den Bundespolizisten, der bisher stellvertretender Koordinator war, ändert sich auch in Zukunft nicht viel, denn er kennt das GZ „von der Pike“ auf und spricht daher auch perfekt Tschechisch. Als Zusatzaufgabe stellt sich für den neuen Koordinator die Mitgliedschaft in der bayerisch-tschechischen regionalen Arbeitsgruppe und so manche repräsentative Aufgabe. Leitl führt nach europaweiten herausragendem Studiengang als einer der wenigen den akademischen Titel eines „European Joint Master`s Border Management“.
Der Bundespolizist brennt förmlich für sein GZ und stellt die Wiederaufnahme der persönlichen Zusammenarbeit mit den tschechischen Partnern nach der Bewältigung der Coronapandemie in den Vordergrund. Zudem möchte er die Intensivierung der Zusammenarbeit mit EU-Agenturen wie der Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache FRONTEX weiter forcieren.

In andere Welt eingetaucht
„Ich bin zu Beginn meiner Tätigkeit Anfang 2019 hier im GZ in eine ganz andere Welt eingetaucht“, erklärte der bisherige Koordinator der Bayerischen Polizei POR Christian Kiener im Rückblick. Wenn man Polizeidienst in allen Facetten gewohnt war, ist dies hier ein völlig anderes Spektrum, das aber auch sehr intensiv vom Miteinander, Hilfsbereitschaft und großen Vertrauen zwischen den Kontingenten geprägt sei. Kiener habe eine hervorragende Unterstützung – ob von Bundespolizei, Zoll oder tschechischen Kollegen – erfahren.
Besonders gefordert habe den 49-jährigen Schwandorfer, losgelöst von den vielen sonstigen Fällen, die Coronapandemie mit dem enormen Informationsbedürfnis. Bevölkerung, Behörden, Institutionen und vorgesetzten Dienststellen wollten und wollen minutengenau wissen, welche Regelungen in Tschechien gelten und welche Auswirkungen dies auf Deutschland hat.

Leitl und Kiener beschreiten auch nach dem Wechsel weiter den gemeinsamen Weg im GZ PET/SAD. Ein großer Vorteil sei es laut Leitl, dass der bisherige Koordinator nun als einer seiner Stellvertreter arbeitet. „Er weiß genau, was er in den vergangenen beiden Jahren angestoßen hat, und ich weiß genau, wo es weitergeht“. „Den Weg den wir eingeschlagen haben, müssen und wollen wir gemeinsam mit unseren tschechischen Partnern aus Pilsen und Usti nad Labem, aber auch unter Einbeziehung des sächsischen stellvertretenden Koordinators weitergehen und mit neuen Ideen anreichern“, so die beiden hochrangigen Polizeibeamten der Bayerischen und der Bundespolizei. Auch die Zusammenarbeit mit den tschechischen Behörden und deren Koordinatoren Jana Cudova und Pavel Rybar sei geradezu ideal. „Wir haben gemeinsame langfristige Ziele und egal in welcher Besetzung werden wir daran arbeiten“, so Kiener weiter. Verschiedene internationale Polizeibehörden arbeiten hier engagiert und kooperativ in eine Richtung, jeder Behörde sei anders strukturiert und habe seine Eigenheiten.
Man könne deshalb nicht ohne den anderen, als Koordinator brauche man eine integrative Kraft und man müsse in eine Richtung an einem Strang ziehen.

Den Brückenschluss zwischen Petrovice (360 Kilometer einfache Entfernung) und Schwandorf müsse man weiter verfestigen, das GZ als Einheit weiter entwickeln, sowie den internationalen Datenaustausch zwischen Deutschland und Tschechien fördern. „Es gibt also genug zu tun, packen wir es an!“, so Leitl.

Am Schwandorfer Weinberg arbeiten seit über dreizehn Jahren und seit Jahresanfang mit neuem Koordinator Polizeien und Zoll aus Deutschland und Tschechien „mit Sicherheit Hand in Hand“
Im personalstärksten Zentrums in Europa sind derzeit insgesamt 101 Mitarbeiter – 35 in Petrovice und 66 in Schwandorf – beschäftigt. In Petrovice (Tschechien) sind für die Bundespolizei 12 Mitarbeiter vertreten, die sächsische Polizei stellt neun, der deutsche Zoll zwei, der tschechische Zoll ist mit einem Mitarbeiter und die tschechische Polizei mit 11 Mitarbeitern vertreten.
An der Arbeitsstelle Schwandorf agieren insgesamt 23 Vertreter der Bundespolizei, 22 der Bayerischen Polizei, jeweils zwei vom deutschen und tschechischen Zoll sowie 17 tschechische Kolleginnen und Kollegen. Petrovice befindet sich auf tschechischem Gebiet am ehemaligen Grenzübergang Bahratal (Sachsen) und Schwandorf 65 Kilometer vom direkten Grenzverlauf zum Nachbarland Tschechien entfernt.
Seit 2015 ist das GZ Petrovice-Schwandorf im Rahmen der Joint Operation „Landborder“ eines der wenigen Zentren, die direkte Anfragen von den durch FRONTEX eingesetzten europäischen Polizeibeamten bearbeiten darf und dabei eine große Anzahl von durchschlagenden Fahndungserfolgen erzielen konnte.

Info zum neuen Koordinator Markus Leitl:
52 Jahre alt, verheiratet, 2 erwachsene Töchter, wohnhaft in Kümmersbruck Urgestein im Gemeinsamen Zentrum seit dessen Gründung am 17. Dezember 2007. Derzeit hat er die Funktion des deutschen Koordinators für die Arbeitsstellen Petrovice und Schwandorf und fungiert als Kontingentsleiter der Bundespolizei.

Der Erste seiner Art
Leitl führt den akademischen Titel „European Joint Master´s in Strategic Border Management“. Der 52-jährige Kümmersbrucker besuchte über vier Semester ausgesuchte Universitäten in Amsterdam, in baltischen Riga, Vilnius und Tallin sowie in spanischen Madrid und Salamanca. Er ist der erste deutsche Polizist, der diesen Studiengang absolviert hat.
Den Studiengang 2019 beendeten insgesamt 21 Teilnehmer an Partneruniversitäten in Europa. Unter der Federführung der Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache (FRONTEX) hatten die Universitäten die Studieninhalte mit mehrjährigem Vorlauf erarbeitet. Leitl wählte als Thema für seine Masterarbeit, den Entwurf der neuen EU-Frontex-Verordnung zu bewerten. Deren Chancen und Risiken beleuchtete Leitl in englischer Sprache auf mehr als 160 Seiten.
Schließlich erhielten die Absolventen aus 13 Ländern der Europäischen Union und 19 Polizeiorganisation im lettischen Riga ihre Urkunden. Leitl schloss das Studium mit der Endbewertung „work of very good quality“ ab.

Seit 01.01.2021 ist Leitl zudem als Berater im Rahmen eines EU Projektes mit den Westbalkanstaaten engagiert. Für einen Zeitraum von drei Jahren wird er die internationalen, polizeilichen Kooperationsformen  zunächst mit Montenegro und dann sukzessive auch mit den Staaten Bosnien Herzegowina, Serbien und Nord Mazedonien auf dem Westbalkan implementieren und dort seine Erfahrungen einbringen.

Bericht: Polizeipräsidium Oberpfalz / Bundespolizeiinspektion Waidhaus