Rückgabe von Kulturgut an die Republik Italien

Mehrere wertvolle Kunstgegenstände konnten Jahrzehnte nach ihrer Entwendung an die italienischen Behörden übergeben werden

Die gestohlenen Kunstgegenstände wurden  an die Carabinieri übergeben Quelle: BLKA
Die gestohlenen Kunstgegenstände wurden an die Carabinieri übergeben
Quelle: BLKA

MÜNCHEN. Wertvolle italienische Kunstgegenstände, die in den 70er und 90er Jahren entwendet wurden, konnten am 20.05.2022 in München durch den Vizepräsidenten des Bayerischen Landeskriminalamtes, Guido Limmer, an eine Delegation der Carabinieri übergeben werden. Dies war möglich, da Kunstfahnder des BLKA dieses Kulturgut im Jahr 2010 vor einer geplanten Auktion sicherstellten und durch umfangreiche Ermittlungen die Herkunft nachweisen konnten.

Im Jahr 2010 informierten die italienischen Behörden die Kunstfahndungsdienststelle des Bayer. Landeskriminalamtes darüber, dass bei einer im Herbst stattfindenden Auktion durch ein Auktionshaus in Bayern mehrere Objekte versteigert werden sollten, die vermutlich aus unabhängig voneinander begangenen Diebstählen in Italien stammten. Bei diesen Gegenständen handelte es sich um
– einen Satz von vier hohen Marmorlisenen aus weißem Carrara-Marmor, welche vermutlich am 01.10.1992 aus dem Monumentalfriedhof Certosa in Bologna entwendet wurden,
– eine Kusstafel „Kreuzabnahme Christi“ (Christus von Engeln gestützt), welche vermutlich aus dem Museo Ecclesiastico Diocesano von Ascoli Piceno am 14/15. Oktober 1976 entwendet wurde und
– eine Kusstafel „Grablegung Christi“, welche vermutlich aus der Capella Palatina des Normannenpalastes in Palermo am 30./31. Mai 1975 entwendet wurde.

Zur Vorbereitung eines gemeinsamen Ermittlungsverfahrens, insbesondere zur Abklärung, ob es sich tatsächlich um die in Italien entwendeten Objekte handelt und vor allem auch, um die Veräußerung des möglichen Diebesgutes zu verhindern, stellte das Bayer. Landeskriminalamt die Gegenstände, welche in Summe einen geschätzten Wert von 18.000 Euro haben, damals sicher. Neben einer Inaugenscheinnahme der beiden Kusstafeln und dem Abgleich mit in Italien vorhandenem Bildmaterial, war es vor allem ein Materialgutachten des Kriminaltechnischen Institutes des Bayer. Landeskriminalamtes, bei dem festgestellt werden konnte, dass es sich bei der Kusstafel „Kreuzabnahme Christi“ eindeutig um die aus dem Museo Ecclesiastico Diocesano von Ascoli Piceno entwendete Kusstafel handelte. Bei der Kusstafel „Grablegung Christi“ musste leider festgestellt werden, dass es nicht der aus der Capella Palatina des Normannenpalastes in Palermo gestohlen Gegenstand war. So gab es hier sowohl Abweichungen beim Material als auch beim Abbild selbst.
Bei den Marmorlisenen war es ein beim Diebstahl abgebrochenes und an der Wand verbliebenes kleines Stück einer Marmorlisene, die mit einem Abguss als Passstück eindeutig der Marmorlisene zugeordnet werden konnte. So wurde auch in diesem Fall eindeutig die Herkunft aus dem Monumentalfriedhof Certosa in Bologna belegt.
In enger Zusammenarbeit zwischen der Staatsanwaltschaft München I und dem Bayer. Landeskriminalamt konnten diese langwierigen Ermittlungen, bei denen zuletzt auch eigentumsrechtliche Fragen zu klären waren, nun endgültig abgeschlossen werden. So freuten sich abschließend die Kunstfahndungsdienstelle
des Bayer. Landeskriminalamtes wie auch die Staatsanwaltschaft München I, die Gegenstände an den italienischen Staat zurückgeben zu können. Vor allem die beiden nachweislich gestohlenen Gegenstände kehren somit an ihren angestammten Platz zurück. Die Kusstafel „Grablegung Christi“ wird voraussichtlich wieder an den in Italien lebenden Eigentümer ausgehändigt.
Nach den zum Teil sehr langen Zeiträumen zwischen dem Diebstahl und dem Auffinden in München war die Ermittlung der an den Diebstählen beteiligten Personen nicht mehr möglich, auch ist festzustellen, dass die Diebstähle selbst wohl ohnehin verjährt wären.

Die Rückgabe der Gegenstände erfolgte durch den Polizeivizepräsidenten des Bayer. Landeskriminalamtes Guido Limmer an den stellvertretenden Leiter der Carabinieri Tutela Patrimonio Culturale, Herrn Colonello Mettifogo, in den Diensträumen des Bayer. Landeskriminalamtes. Herr Oberstaatsanwalt, ständiger Vertreter des Leitenden Oberstaatsanwalts der Staatsanwaltschaft München I, Udo Gramm, nahm ebenfalls an der Übergabe teil. Anschließend wurden die Gegenstände durch die Carabinieri nach Italien verbracht.
Die Rückgabe der Gegenstände unterstreicht einmal mehr die sehr gute Zusammenarbeit auf internationaler Ebene zwischen den italienischen und den bayerischen Strafverfolgungsbehörden.

Bericht: Bayerisches Landeskriminalamt