Seniorenpolitisches Austauschgespräch zeigte Handlungsbedarf – Vertreter der Stadt Amberg und Fachleute trafen sich

Immer mehr Pflegebedürftige und weniger Personal

Symbolbild: Seniorenheim
Symbolbild

AMBERG. Die Pflegebedarfsprognose für den Raum Amberg, Informationen zum Pflegenetzwerk und zur neuen generalisierten Pflegeausbildung sowie der eklatante Fachkräftemangel – diese drei Themen standen im Mittelpunkt eines seniorenpolitischen Austauschgesprächs, zu dem das Referat für Jugend, Senioren und Soziales der Stadt Amberg Fachleute aus der Region eingeladen hatte.
Unter der Leitung von Zweitem Bürgermeister Martin J. Preuß, Referatsleiter Dr. Harald Knerer-Brütting, dem Leiter des Amtes für soziale Angelegenheiten Martin Reinhardt und Sabrina Liermann von der städtischen Seniorenstelle wurden die insgesamt rund zwanzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses virtuellen Informationsaustauschs zunächst mit aktuellen Daten und Fakten auf die Thematik eingestimmt und anschließend über die einzelnen Punkte diskutiert.

Den Auftakt machte die Pflegebedarfsplanung, in die Martin Reinhardt einführte – nicht ohne zu betonen, wie schwierig eine derartige Prognose zu erstellen sei, da sie sich an der künftigen Bevölkerungsentwicklung orientiert und damit eine hypothetische Vorausberechnung darstellt. Andererseits müsse das in Zusammenarbeit mit zwei Hochschulen entwickelte seniorenpolitische Gesamtkonzept der Stadt Amberg aus dem Jahr 2015 dringend fortgeschrieben werden, um eine fundierte Grundlage für künftige Entscheidungen und Projekte zu bekommen.

Anzahl der Pflegebedürftigen steigt stark an
Eine Aussage könne man dabei freilich mit Sicherheit treffen: „Der Anteil der Senioren im Vergleich zur jüngeren Bevölkerung nimmt drastisch zu, ab dem Jahr 2030 wird die Anzahl der Pflegebedürftigen stark ansteigen“, erklärte der Sozialamtsleiter. Seien im Jahr 2017 noch 1.016 Menschen auf Unterstützung angewiesen gewesen, so werden für 2040 rund 1.435 Personen mit Pflegebedarf erwartet, was einen Anstieg um mehr als 40 Prozent bedeutet.
Diese Entwicklung müsse nun in die Bedarfsplanung für die stationären Pflegeplätze, die ambulante Pflege sowie die Tagespflege Eingang finden, betonte Reinhardt und stellte die Prognosen dem augenblicklichen Ist-Stand gegenüber. Dabei zeigte sich, dass die Aussagen in den Bereichen Pflegeambulanz und Tagespflege differieren. So gehe das bisherige seniorenpolitische Gesamtkonzept von einem geringeren Bedarf aus als aktuell angeboten werde – dennoch seien alle Plätze voll belegt und die Nachfrage halte unvermindert an.

Den wachsenden Bedarf in sämtlichen Bereichen spiegelten auch die aktuellen Bauvorhaben wider, berichtete der Amtsleiter weiter. So befände sich mit dem Senioren-Servicehaus an der Breslauer Straße (hier entstehen 70 barrierefreie Apartments sowie eine Tagespflege mit 30 Plätzen), dem Umbau des Seniorenheims der Diakonie (Erweiterung um rund 20 Pflegeplätze), dem Seniorenwohnheim Köferinger Höhe (80 stationäre Pflegeplätze plus 40 Plätze für betreutes Wohnen) sowie insgesamt 37 barrierefreien Wohnungen eine große Anzahl zusätzlicher Unterbringungsmöglichkeiten in Planung oder im Bau. Einige stünden bereits kurz vor ihrer Fertigstellung.

Bedarf an Pflege- und Hilfskräften wächst
Auch auf den Bedarf an Pflege- und Hilfskräften werde der Anstieg der Pflegebedürftigen natürlich deutliche Auswirkungen haben, berichtete Martin Reinhardt weiter: „Waren bei uns 2017 noch 374,1 Vollzeitkräfte im Pflegebereich tätig, so erhöht sich die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wir laut Prognose im Jahr 2040 brauchen werden, auf 503,6.“ Umso wichtiger sei es, junge Menschen für den Beruf zu begeistern und in ihrer Ausbildung zu unterstützen.
Hierzu leisten die Gesundheitsregion plus Amberg/Amberg-Sulzbach und ihre Geschäftsstellenleiterin Christine Hecht einen wichtigen Beitrag. Frau Hecht berichtete, dass anlässlich der Änderung des Pflegeberufegesetzes 2020 und der damit verbundenen Einführung der generalisierten Pflegeausbildung unter dem Dach der Gesundheitsregion der Ausbildungsverbund Pflege gegründet worden sei.
Dem Netzwerk gehörten in der Zwischenzeit 35 Träger mit 55 Pflegeeinrichtungen an, neben dem Informationsaustausch stehe vor allem die Öffentlichkeitsarbeit und damit die Mitarbeiterwerbung im Fokus der gemeinsamen Arbeit. Inzwischen wurde dafür auch eine eigene Koordinierungsstelle eingerichtet. Schon im Vorfeld hatte Bürgermeister Martin J. Preuß Christine Hecht ein umfangreiches Dankeschön dafür ausgesprochen, dass sie diese Aufgabe übernommen hatte. „Ohne die Geschäftsstelle der Gesundheitsregion wären Stadt und Landkreis in Bezug auf die Generalistik in große Schwierigkeiten gekommen. Der Ausbildungsverbund ist hervorragend angelaufen“, stellte er fest.

Schon jetzt herrscht Fachkräftemangel
In diesem Zusammenhang wurde auch der bestehende Fachkräftemangel intensiv diskutiert. So berichtete Michael Schneider vom Landesamt für Pflege, dass seine Behörde das Projekt Mentoren für Pflege ins Leben gerufen habe. Grund dafür seien die hohen Abbrecherquoten im Ausbildungsbereich. Für Amberg lägen zwar keine Zahlen vor, landesweit habe man jedoch Abbrüche in Höhe von rund 30 Prozent, auf Oberpfalzebene von rund 25 Prozent zu verzeichnen.
Auch die anwesenden Betreiber und Pflegedienstleitungen beklagten die Schwierigkeit, geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Aus diesem Grund wünschte sich Tatjana Richter von der Schwesternschaft Wallmenichhaus, dass man das Berufsbild attraktiver gestaltet und „vielleicht auch andere Wege gegangen werden“. Siegfried Balzer und Heimleiter Marcus Keil vom Diakonieverein sowie Wolfgang Rattai vom Caritasverband Amberg-Sulzbach pflichteten ihr bei und hofften dringend auf Maßnahmen, die zu einer Verbesserung führen könnten.

Bericht: Stadt Amberg